Tagebuch 6 Eintrag 1, 1. Mai 2011
Liebes Tagebuch,
dies ist mein erster Eintrag auf meinem neuen Laptop, dass mir meine Frau zu unserem 1. Hochzeitstag geschenkt hat. Wir sind jetzt seit einem Jahr glücklich verheiratet, allerdings bisher Kinderlos. Wir sind übereingekommen, dass wir damit erst anfangen, wenn unsere Finanzielle Zukunft gesichert sei.
Der Abend gestern war wunderbar. Wir sind zusammen Essen gewesen, haben uns einen neuen Kinofilm angesehen und sind dann noch etwas durch die Weseler Innenstadt gelaufen. Dieser Tage ist es dort nicht mehr so gefährlich wie vor dem Krieg. Alle Jugendlichen ab 18 Jahre die nicht Verheiratet sind, werden eingezogen, zwang ausgebildet und an die Front geschickt. Früher konnte man um 22 Uhr kaum durch die Straßen gehen ohne auf irgendwelche Unruhestifter, übermütige Teenies, Bettler oder ähnliches zu treffen. Da nun aber zumindest die übermütigen Teenager alle weg sind, erblüht die Stadt wie niemals zuvor.
Zuhause haben wir uns dann schnell im Bett wieder gefunden und ziemlich ausgetobt, weshalb ich erst jetzt dazu gekommen bin, mir mein Geschenk, den Laptop, näher anzusehen.
Ich weis immer noch nicht, wie ich ihr dass wieder gut machen kann. Da ich immer noch Arbeitslos bin, sorgt sie für das Geld in unserer Beziehung, während ich mich um den kompletten Haushalt kümmere. Leider bedeutet dass auch, dass ich Christina kein so teures Geschenk machen konnte, wie sie es verdient hatte. Als ich ihr dass sagte, meinte sie nur, dass ich dass auch gar nicht bräuchte. Sie verdanke mir ihr Leben und dass könnte kein Geschenk der Welt wieder wett machen. (Grund siehe Tagebücher 3 – 5 auf dem Hauptrechner ab Eintrag 50: Krebs)
Der Laptop den sie mir Geschenkt hatte, war einer der neuen mit eigener Mikrofusionszelle, welcher unbegrenzte Energie versprach, solange man etwas Wasser in der nähe hatte!
Der Laptop war einer der ersten seiner Art und daher etwas größer, als die mit Akku betriebenen Notebooks, die zuletzt nur noch aus einem Monitorprojektor mit Faltbarer Tastatur bestanden. Dieser hier war eine Art Tastatur mit Laufwerken, der das Bild auf eine Folie projizierte die zusammen mit einem Gestell aus dem Kopf der Tastatur fuhr, wenn man ihn einschaltete. Ein umklappbarer Deckel sorge für den Schutz während des Transports.
In diesem „Deckel“ war auch der kleine Wassertank eingebaut, den man mithilfe einer Spritze befüllte und so mit nur ein paar Millilitern Wasser über mehrere Stunden Strom verfügen konnte.
Die Fusionszelle sollte angeblich über eine Einsatzzeit von mehreren hundert Jahren verfügen, allerdings hatte man bei diesem Gerät darauf verzichtet, dass man es weiter aufrüsten konnte.
Wenn man also ein stärkeres Gerät haben wollte, musste man mit diesem zum Händler gehen, ein neues Kaufen und alle Daten vom Alten auf das neue System übertragen lassen. Die Betriebssoftware blieb dabei dieselbe. Seit Micrasoft vor einigen Jahren durch den Tod des Geschäftsführers und der Unfähigkeit seiner Söhne Insolvenz anmelden musste und dann von Vault-Tec geschluckt wurde, hat Lonix den Markt übernommen, welche seit drei Jahren von Deutschland aus ihre Produkte vertreibt. Ursprünglich kam die Firma aus Japan, doch als dort immer ersichtlicher wurde, dass China das Land angreifen würde, verlegten sie kurzerhand ihre Softwareschmiede ins Ausland. Da Amerika kein Interesse an ihrer Software hatte, kamen sie zu uns und bauten in der nähe von Leipzig ihre neue Firmenzentrale auf.
Ihnen schlossen sich schnell diverse andere Softwarefirmen an und so entstand dort schnell eine Art zweites, Silicon Valley.
Oh meine liebste steht auf, ich werde mich mal lieber ans Frühstück zubereiten machen.
Wir haben heute noch einiges vor, schließlich ist heute Feiertag.
Tagebuch 6 Eintrag 2, 5. Mai 2011
Es ist geschehen, ich glaube es einfach nicht!
China hat Atomwaffen eingesetzt und Japan von der Landkarte getilgt!
Japan hat sich lange zeit gegen die Chinesische Übermacht, dank seiner sehr Fortschrittlichen Technologie behaupten können und wurde sogar von Amerika unterstützt, doch nun existiert es nicht mehr. Damit hat China seinen Willen zu einem totalen Vernichtungskrieg gezeigt, der nicht unbeantwortet bleiben wird. Der vormals Kalte Krieg ist nun in eine heiße Phase eingetreten. Die Nachrichten berichten davon, dass China auf dem Weg nach Kanada ist um von dort aus ihren Vernichtungsfeldzug gegen die freie westliche Welt zu starten.
Christina hat mir einen neuen Job besorgt, in der Einsatzzentrale des THW in Wesel und ich muss sagen, es ist nicht schlecht da, allerdings liegt der Grund ehr weniger bei dem zusätzlichen Verdienst, dass sie mir diesen Job beschafft hat als wo anders.
Vor fünf Jahren hat der THW eine Atombunkeranlage fertig stellen lassen welcher an die Kelleretage der Zentrale angeschlossen ist. Das ganze geschah zwar auf Anweisung und mit den finanziellen mitteln des Rathauses und des Landes, doch wird bezweifelt dass die „feinen Herren“ es rechtzeitig bis hier her schaffen würden. So würden also die fähigen Leute des THW wohl die ersten sein, die dorthin evakuiert werden würden.
Im Moment bereiten wir uns auf einen Umzug vor, von der Innenstadt weg und näher ans Werksgelände wo auch die Zentrale liegt. Ab nächster Woche haben wir beide Urlaub und werden mit dem Umzug beginnen. Bis dahin haben wir schon seit Monaten bald jeden Abend, nach der Arbeit und am Wochenende wenn sie keinen dienst hatte, zusammen oder ich alleine wenn sie keine Zeit hatte, an der Renovierung der neuen Wohnung gearbeitet. Sie ist etwas größer als unsere jetzige und auch etwas teurer, aber da ich nun ebenfalls wieder Arbeite, dürfte das kein Problem sein. Jedenfalls ist dies mein letzter Eintrag vor dem Umzug, also bis dann.
Tagebuch 6 Eintrag 3, 15. Mai 2011
Puh, endlich haben wir es geschafft, die neue Wohnung ist bezogen und wir fühlen uns beide Pudelwohl. Bis zur Arbeit ist es jetzt nur noch ein Katzensprung, was bedeutet, dass wir ein paar Stunden mehr Freizeit die Woche herausschlagen konnten, allein schon dadurch, dass der Fahrtweg entfällt. Jetzt müssen wir praktisch nur noch durch das Gartentor raus, über die Zufahrtsstraße und schon sind wir auf dem Werksgelände. Unser Urlaub ist zwar so gut wie verbraucht, aber diesen letzten Tag genießen wir beide in vollen Zügen und sind mal richtig Faul. Wir lümmeln im Bett herum, schauen uns Filme an, lassen uns das essen bringen und lassen den ganzen Stress und die Harte Arbeit der letzten Wochen von uns abfallen.
Im Moment ist sie im Bad, weshalb ich dazu komme diese paar Zeilen zu schreiben.
Die Lage in der Welt allerdings hat sich nicht gebessert, sie wird mit jedem Tag schlimmer. China hat seine Landeoperation in Kanada gestartet und nun kämpfen die beiden Großmächte dort um die Vorherrschaft.
Allerdings haben sie uns hier in Europa nicht vergessen, auch wenn sie grade dort drüben beschäftigt sind.
Gestern wurden die Radiosendungen mit einem Piratensender überlagert und eine recht unverständliche Botschaft wurde übermittelt. Laut einem Sprecher der Nachrichten, die ich heute morgen beim frühstück gesehen habe, vermuten unsere Abwehrspezialisten, das es sich dabei um eine Art Weckcode handle, der versteckte Schläferzellen im Westen aktivieren soll.
Worin die Nachricht allerdings genau bestand, konnte niemand sagen da die Übersetzungsspezialisten allesamt sagten, dass es einfach Unzusammenhängendes Kauderwelsch war. Ehrlich, mir fröstelt es bei dem Gedanken dass hier evtl. demnächst Bombenbepackte Selbstmordattentäter rumlaufen könnten wie damals im Osten, wo diese Religiösen Terroristen ihr Unwesen trieben. Ich hoffe wir haben Glück und bleiben hier davon verschont…
Tagebuch 6 Eintrag 4, 25. Mai 2011
Heute kam ein Bericht im Fernsehen über die Stilllegung und Verschrottung des letzten Atomkraftwerkes in Deutschland. Sobald die Brennstäbe ins Endlager gebracht worden waren, war Deutschland eine Atomfreie Zone, die erste auf der Welt. Gut, die Wasserstofftechnologie war mindestens genauso gefährlich wie die Atomtechnologie, aber mit dem Vorteil dass keinerlei Strahlung entstand, und so die Gefahr bei z.B. einem Autounfall eine Gebiets und Personenverstrahlung, nicht gegeben war.
Allerdings, wenn nun ein Auto mit Wasserstoffantrieb einen explosiven Unfall hatte, brauchte nur noch der Bautrupp anrollen und den Krater in der Straße füllen, verletzte gab es dann kaum noch welche. Zum Glück ist dass so selten und die Technologie so sicher, dass dies bisher noch nicht passiert ist. Ich hingegen habe immer noch meinen kleinen Benzingetriebenen Roller mit dem ich durch die Gegend fahre. Es gibt immer noch viele Tankstellen die das mittlerweile sehr teuer und selten gewordene Benzin verkaufen. Selten deshalb da wir von den Hauptlieferanten im Orient und Amerika abgeschnitten sind und nur noch über ein paar Plattformen in Nord- und Ostsee und an den Küsten von Frankreich und Spanien verfügen. Allerdings kommen diese mit der Nachfrage nicht nach und so wird das Benzin teurer und teurer.
Allerdings hab ich eine recht passable Lösung gefunden. Ein Freund den ich beim THW kennen gelernt habe, hat mir gesagt dass er meinen Roller auf alternative Flüssigbrennstoffe umbauen kann. Gestern kam mein Roller wieder und nun läuft er mit allen Hochprozentigen Alkoholen die es gibt. Ich kann praktisch beim Ilda halten und dort zwei Flaschen Wodka in den Tank kippen, und die Kiste läuft. Dazu musste allerdings im Helmfach unterm Sitz ein Zusatztank angebracht werden und ich habe immer noch das Problem mit dem Synthetischen Öl als Schmiermittel für den Kolben. Bisher haben wir dafür noch keine Lösung finden können, aber vielleicht brauch ich das auch irgendwann nicht mehr. Ich hab im Internet gelesen, das jemand es geschafft hat, den Motor durch Pflanzliches Öl zu schmieren.
Bisher halte ich mich davon Fern, schließlich ist mein Roller Alt und seiner war Nagel Neu, weshalb der noch nicht so sehr eingefahren war. Außerdem gibt es noch ein Problem mit der Geruchsbelästigung, denn nach dem Umbau roch sein Roller wie eine fahrende Frittöse, und das wollte ich nun wirklich nicht. Im Moment mache ich mir ein bisschen Sorgen um meine Familie. Meine Schwester Arbeitet weiter hin bei diesem Kommunikationsriesen in Düsseldorf und wenn es irgendwo Anschläge geben wird, dann bestimmt da wo es am meisten Schaden anrichten kann, in den Großstädten.
Beruhigt bin ich allerdings von der Tatsache, dass die dort ebenfalls über Atombunkeranlagen verfügen. Allerdings, wenn es zum schlimmsten kommt, besteht keinerlei Kontaktmöglichkeit zwischen den Bunkern und dass macht mir und auch meiner Frau am meisten sorgen. Sollten wir irgendwann mal dazu gezwungen sein in die Bunker zu gehen, werden wir nie erfahren ob unsere Angehörigen es auch geschafft haben. Was mein Bruder so treibt weis ich leider auch nicht. Vor einem Jahr haben wir den Kontakt zueinander verloren. Dieser dumme Streit, allerdings waren wir zu stolz um uns zu versöhnen und nun weis ich nicht wo er ist um dass aus der Welt zu schaffen. Ich hoffe es geht ihm gut und er hat vorgesorgt. Meine Eltern hingegen, sie leben immer noch auf dem Land. Ich hab letztens mit ihnen geredet und sie sagten dass sie sich keine Sorgen machen würden. Wenn es so kommen würde, würden sie zuhause sterben wollen, zusammen mit ihren Hunden.
Das zu hören war schon sehr schwer, aber ich kann sie auch verstehen. Sie sind alt und wollen nur noch ihren Frieden. Sie würden im Bunker zwei Plätze belegen den vielleicht zwei Jüngere Menschen ehr helfen würde und ohne ihre lieben Hunde würden sie es nicht lange aushalten und diese zurücklassen ging auch nicht, dazu lagen sie ihnen zu sehr am Herzen.
Oh, Christina ruft mich, ich sollte heute wirklich nicht solchen depressiven Gedanken nachhängen. Vielleicht haben wir ja Glück und es wird nie dazu kommen…